Vielleicht hast du es auch schon gelesen: „Aus recycelten PET-Flaschen hergestellt.“ Klingt gut, oder? Fast wie ein grünes Versprechen. Eine Lösung für die Plastikflut und gleichzeitig ein sportliches Hightech-Produkt – perfekt für deinen aktiven Reiteralltag.
Doch leider ist genau das oft nicht mehr als ein schönes Märchen.
Was bedeutet „recycelt“ eigentlich?
Wenn von recyceltem Polyester oder rPET die Rede ist, geht es meist um Plastikflaschen aus Polyethylenterephthalat– also herkömmliche Wasserflaschen. Diese werden gesammelt, gewaschen, geschreddert und zu neuen Fasern verarbeitet. Daraus entstehen Stoffe, die sich weich anfühlen, funktional sind und vor allem: „nachhaltig“ wirken.
Aber hier kommt der Haken:
Nur ein sehr kleiner Teil des Plastikmülls wird tatsächlich recycelt. Und noch kleiner ist der Anteil, der dann wirklich im Textil landet – der Großteil wird energetisch verwertet oder landet in Billigprodukten, die nicht lange halten.
Was dir keiner sagt: Plastik bleibt Plastik
Auch wenn das Ausgangsmaterial eine recycelte Flasche war, entsteht am Ende wieder ein Kunststofftextil, das beim Waschen Mikroplastik verliert, sich nicht biologisch abbaut und irgendwann auf der Deponie oder in der Verbrennung landet. Es entsteht also kein geschlossener Kreislauf, sondern eher ein einmaliger Umweg.
Dazu kommt:
Viele PET-Flaschen, die „recycelt“ werden, wären eigentlich für die Lebensmittelindustrie vorgesehen gewesen. Durch den Boom von rPET in der Mode- und Sportbranche werden diese hochwertigen Materialien nun für Textilien verwendet – und gehen dem echten Recycling verloren. Ein ökologischer Rückschritt, als Fortschritt verkauft.
Greenwashing in Reitkleidung?
Auch im Reitsport wird gern mit recyceltem Polyester geworben – in Reitleggings, Jacken oder Abschwitzdecken. Und ja, das Material ist leicht, dehnbar und günstig. Aber wenn du genau hinsiehst, wirst du merken:
Oft ist das Versprechen größer als der Nutzen.
Denn was bringt dir ein „recycelter“ Stoff,
– wenn er nach einem Jahr dünn wird oder pillt?
– wenn du Mikroplastik mit jeder Maschinenwäsche ins Grundwasser schleust?
– wenn du jedes Jahr neu kaufen musst?
Die bessere Alternative: Qualität, Langlebigkeit, Natur
Natürlich lässt sich Kunstfaser nicht immer vermeiden. Aber du hast die Wahl, ob du auf kurzfristige Trends setzt – oder auf langlebige Produkte aus natürlichen Materialien, die deinen Ansprüchen als Reiterin gerecht werden.
Denn echte Nachhaltigkeit bedeutet: Weniger, aber besser.
Produkte aus Wolle, Leinen oder Bio-Baumwolle sind vielleicht teurer, aber sie halten länger, sind haut- und pferdefreundlich und hinterlassen keinen unsichtbaren Schaden in der Umwelt.
Fazit
Wenn du dich das nächste Mal von einem grünen Etikett verführen lässt, denk daran:
Nicht alles, was „recycelt“ aussieht, ist auch wirklich nachhaltig.
Und nicht alles, was natürlich ist, muss altmodisch oder langweilig sein.
Du liebst Pferde, Natur und Qualität? Dann triff auch bei Kleidung und Ausrüstung Entscheidungen, die zu dir passen – nicht zu Werbeversprechen.